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06.03.2024 EZB: Erste Zinssenkung nicht auf März-Sitzung erwartet

Die EZB wird mit ihrer ersten Zinssenkung wahrscheinlich warten, bis weitere Daten zu den ausgehandelten Löhnen vorliegen, was nicht vor Mai 2024 der Fall sein wird. Wir erwarten deshalb keine Zinssenkung auf der kommenden Sitzung.

Die Lohndaten sind ein wichtiger Indikator für die EZB. Christine Lagarde hat kürzlich eingeräumt, dass die relativ günstigen Lohnwachstumsdaten für das vierte Quartal zwar ermutigend sind, aber (noch) nicht ausreichen, um der Europäischen Zentralbank das Vertrauen zu geben, dass die Inflation besiegt ist. Nach Angaben der EZB hatte sich das verhandelte Lohnwachstum in der Eurozone im vierten Quartal des vergangenen Jahres auf 4,5 % verlangsamt, gegenüber 4,7 % im dritten Quartal.

Diese Sitzung wird neue makroökonomische Projektionen bringen. Die EZB-Präsidentin dürfte die Botschaft bekräftigen, dass die Inflation ihren Abwärtstrend fortsetzt. Wir erwarten auch eine Korrektur der Inflationsprojektion nach unten.

Was die Bilanz anbelangt, so hat die EZB im vergangenen März ? nach acht Jahren der Bilanzausweitung ? mit der quantitativen Straffung begonnen. Einerseits stellte sie die Reinvestitionen im Rahmen des Ankaufsprogramms APP ab Juli 2023 ein und ließ die Bilanz auslaufen, andererseits begannen die Banken mit der Rückzahlung ihrer ausstehenden TLTRO-Kredite. Die letzte Tranche des TLTRO wird in diesem Jahr fällig. In den kommenden Jahren dürfte die Bilanz deutlich schrumpfen und damit die Überschussliquidität abnehmen.

Wie EZB-Direktoriumsmitglied Philipp Lane bereits warnte, muss die Zentralbank eine zu starke Schrumpfung ihrer Bilanz vermeiden, da dies die Kreditvergabe der Banken beeinträchtigen und die Finanzstabilität gefährden könnte. Angesichts der ungleichmäßigen Verteilung der Reserven unter den Banken des Euroraums könnte die quantitative Straffung in Teilen des Finanzsystems zu einer Verknappung der Reserven führen, was einen ungerechtfertigten Druck auf die Marktzinsen ausüben würde.
Dennoch unterhält die EZB zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts weiterhin ein sehr großes Portfolio mit regelmäßigen Reinvestitionsanforderungen sowie längerfristigen Kreditgeschäften, und dies scheint auch in Zukunft eine vernünftige Politik zu sein.

Die EZB überprüft derzeit ihren operativen Rahmen, der in diesem Frühjahr bekannt gegeben werden soll und durchaus neue längerfristige Refinanzierungsgeschäfte beinhalten kann. Wir gehen davon aus, dass der neue Rahmen risikobehaftete Vermögenswerte, einschließlich Unternehmensanleihen, begünstigen wird.

(Kommentar von Mondher Bettaieb-Loriot, Leiter Unternehmensanleihen, Vontobel)






















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