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05.10.2023 PropTech-Zukunft: Szene muss sich neu erfinden, sonst stirbt sie aus

In den vergangenen Jahren ging es bergauf für die unzähligen PropTech Unternehmen, die sich in Deutschland gründeten. 2022 waren insgesamt 784 PropTechs wirtschaftsaktiv – ein Allzeithoch in der Branche. Während PropTech Unternehmen expandierten und investierten, ging es wirtschaftlich bergab in Deutschland. Industrie und privater Konsum erholten sich von Pandemie und Kriegsbeginn weniger schnell, als erwartet. Ende September senkten die fünf wichtigsten Wirtschaftsforschungsinstitute ihre Konjunkturprognose für dieses Jahr: 2023 wird mit einem Rückgang des BIPs um 0,6% gerechnet. Die PropTech-Szene bleibt davon nicht unberührt, und wird sich neu erfinden müssen, ansonsten hat sie langfristig keine Chance, am Markt ernst genommen zu werden und zu überleben!

Viele PropTech Unternehmen schon jetzt in Schieflage

In Zeiten von Klimakatastrophe und geopolitischer Unsicherheit, in denen ein Angriffskrieg in Europa geführt wird und die Energieinfrastruktur neu verhandelt werden muss, in denen die Armutszahlen steigen und der Mittelstand schrumpft, rechte Kräfte politisch aufstreben und die Unzufriedenheit mit der Gesamtsituation in der Bevölkerung wächst, ist Innovation und das Einschlagen von neuen Wegen so wichtig wie nie. Dass auch technologiebasierte Lösungsansätze von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung abhängen und nicht losgelöst von Rezession und Stagnation agieren können, zeigt der aktuelle Trend.

Der Halbjahresbericht vom 30. Juni 2023, erstellt und herausgegeben von Blackprint stellt heraus, dass über 55% mehr PropTechs in einer wirtschaftlichen Schieflage stecken als im gesamten vorherigen Jahr. Insgesamt sind das 72 Stück. In diesem Jahr werden deshalb seit 2016 die meisten Marktabgänge erwartet. Auch das investierte Risikokapital ist rückläufig. Nach dem Erfolgsjahr 2022, in dem mehr als 767 Millionen Euro in PropTech investiert wurde, können Unternehmer von diesen Zahlen nur noch träumen, denn auch Investoren spüren die Unsicherheit am Markt. All das sind Warnschüsse, die die Notwendigkeit der sofortigen Transformation anzeigen! Nicht nur, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und die deutsche Konjunktur zu stärken, sondern auch, um den Zukunftsstandort Deutschland nicht verblassen zu lassen.

Ein Guide für Überleben und Erfolg von PropTech-Unternehmen in diesen Zeiten
PropTechs haben ihren Erfolg seit jeher der digitalen Transformation, dem Anbieten von smarten Lösungen sowie technologiebasierten Ansätzen zu verdanken. Gründer und Gründerinnen wären nicht eben diese, könnten sie nicht um die Ecke denken, und Problemen innovativ begegnen. Die Zahlen zeigen, dass genau das nicht (mehr) genug getan wird. Neue Technologien müssen besser und effektiver genutzt werden, denn mehr vom Gleichen genügt nie, für tatsächliche Veränderung! Obwohl Künstliche Intelligenz bei der Immobilienmesse Expo-Real im vergangenen Jahr als Revolution gefeiert wurde, bleibt ihr Potenzial ungenügend ausgeschöpft. Vor allem im Bereich Nachhaltigkeit, der tief in die ESG-Richtlinien eingebettet ist, muss KI stärker in die alltäglichen Arbeitsroutinen eingebunden werden. Gerade jetzt, wo das Heizungsgesetz beschlossen ist und sich Millionen Haushalte hierzulande sowie die Industrie, neu sortieren müssen, muss KI unterstützend wirken. Es reicht nicht mehr, der Industrie mit smarter Datenverarbeitung zur Seite zu stehen, es müssen neue Wege eingeschlagen werden, Nachhaltigkeitsthemen als Priorität kreativ anzugehen. Die ESG-Ziele müssen dabei im Mittelpunkt einer jeden Unternehmensstrategie stehen, denn nur dann können mittel- und langfristig Investoren gewonnen und Erfolg gesichert werden.

Das Unternehmen zu retten bedeutet auch, dem Planeten Gutes zu tun

Jedem Menschen sollte mittlerweile klar sein, dass wir uns als Weltgemeinschaft auf eine Umweltkatastrophe unvorstellbaren Maßes zubewegen. Der IPCC-Bericht ist seit Jahren alarmierend und international wird auf Hochdruck am 1,5 Grad Ziel gearbeitet. Weil die Klimakatastrophe jeden Menschen betrifft, können sich auch PropTechs nicht davor wegducken. Grüne Versprechen sind schön, aber Versprechen allein reichen eben nicht. Gerade PropTechs, gefeiert als innovative und progressive Denkfabriken, sollten die Bewegung des Klimaschutzes anführen. Dafür müssen sie global denken und lokal handeln, mit Rücksicht auf das hiesige Ökosystem und mit Partnerschaften, die es ihnen erleichtern, sowohl die nationalen als auch selbstgesteckten Klimaziele zu erreichen.

Kooperationen sind heutzutage wichtiger denn je, und weil sich Erfolgskonzepte wandeln, müssen sich auch Arbeitsstrukturen transformieren. Das Unternehmen zu retten, oder gar zu expandieren bedeutet gleichzeitig, den Planeten damit nicht weiter zu zerstören. Das wird mittelfristig die Gewinnerzielung verändern. Die Branche muss wegkommen, von schnellen Investitionen, hin zu einem gut durchdachten und langfristig angelegtem Nachhaltigkeitsinvestment. Schneller, höher, weiter hat als Paradigma unserer Zeit ausgedient. Effizienter, smarter, nachhaltiger steht stattdessen ganz oben in jeder erfolgreichen Unternehmensstrategie.

Dass der Druck in der Branche groß ist, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Genauso wie der harte Wettbewerb und die Sorge, in der aktuell schwierigen wirtschaftlichen Situation überleben zu können. Nichtsdestotrotz können PropTechs heute mehr denn je dazu beitragen, die Unternehmensstruktur zu transformieren und damit einen tatsächlichen Unterschied zu machen. Nicht nur für das eigene Unternehmen, sondern synergetisch für das ganze, global verwobene Konstrukt Öko- und Sozialsystem.

Resilienz und die Fähigkeit zur Anpassung müssen hier wegweisende Konzepte sein; Künstliche Intelligenz und die ESG-Richtlinien ihre Stützen. Nur, wenn die PropTech Szene sich diesen annimmt, wird sie eine Chance haben, in dieser herausfordernden Zeit zu überleben!

(Beitrag von Thomas Gregor Gawlitta zur Expo Real 2023 – Hier können Sie mitdiskutieren)



















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